... m., gestern beim gute-nacht-sagen:
"mama, wann bekomme ich eigentlich einen bart? ich habe ja noch gar keine löcher im gesicht!"
... halb fünf, ich raffe meine sachen zusammen u beeile mich, die jungs kommen bald heim. noch beim runtergehen zur straße denke ich, dass ich die sonnenbrille nicht brauchen werde. draußen bläst mir der scharfe, eiskalte wind ins gesicht u ich hole mir noch bei der trafik an der ecke nikotinnachschub. mit der obligatorischen feierabendzigarette marschiere ich zur nächsten bushaltestelle, ich habe glück u muss nur 2 min warten.
der bus kommt, ich lasse fahrgäste aussteigen u plumpse auf den erstbesten, freien sitzplatz. neben mir sitzt eine frau, ich kenne sie vom sehen, sie wohnt in meiner nähe. ein paar mal hat sie mich schon angesprochen, entzückt über meine jungs als sie noch kleiner waren u erwähnte ihren (älteren) sohn, der ihr nur probleme mache u ihr viel kummer bereite.
"7 jahre hat er bekommen, mein sohn. er sitzt in karlau u als wir ihn besucht haben, mussten wir 9 stunden fahren" höre ich. "ich kenne karlau" sage ich zu ihr.
"ja?" fragt sie hoffnungsvoll. "nur vom vorbeifahren. eine trostlose gegend in graz."
"ich hab solche magenschmerzen, ich kann gar nicht mehr richtig schlafen. dabei bin ich so müde, dass ich jeden abend schon um halb acht ins bett gehe. der doktor hat mir zwar tabletten für den magen verschrieben; er sagt, dass ist psychisch. doch ich glaube nicht, dass sie helfen. ich nehme sie gar nicht." “bei welchem arzt sind sie denn?” “dr. xxx, kennst du den?” “nein, ich gehe immer zu dr. yyy, nicht umweit von ihnen. ich fühle mich bei ihm sehr gut betreut.” “seine frau ist doch psychologin, oder?” “ich weiß nicht genau, aber sie könnten ja noch zusätzlich zu ihm gehen u dann nachfragen. vielleicht können ihnen die beiden gemeinsam helfen.”
“er ist schuld. er ist schuld, dass es mir so schlecht geht. es ist soo kalt heut. einen normalen psychologen kann ich mir nicht leisten...” “es gibt aber auch klinische psychologen in der stadt, da bekommt man die therapie bezahlt. ich weiß das, ich war dort auch einmal”, versuche ich zu helfen. “da hab ich schon angerufen; ich müsste ewig auf einen termin warten. ich wollte mir schon die pulsadern aufschneiden” sieht sie mich traurig an. “das dürfen sie nicht machen! nicht wegen einer anderen person - das löst keine probleme. die situation würde sich ja dadurch nicht ändern. sie sollten nicht, weil jemand anderer einen fehler gemacht hat, auf ihr eigenes leben verzichten! gehen sie zu dem anderen arzt u sagen sie ihm, dass er u seine frau ihnen helfen sollen. seine frau kann ihnen vielleicht helfen, schneller einen therapieplatz zu finden damit es ihnen besser geht. sie haben sogar jetzt die ordination geöffnet, sie könnten direkt zu ihm hingehen.” ich schaue ihr ins gesicht, “morgen geh ich hin.”
“das ist wichtig. es ist jetzt wichtig, dass sie fest drauf schauen, dass es ihnen wieder ein bisschen besser geht” meine ich noch mal eindringlich. “ich werde mich jetzt daheim ein bisschen niederlegen” sagt sie zu mir. ich nicke, “das ist gut. mit einer feinen decke, damit ihnen nicht mehr so kalt ist.” “ja, u morgen geh ich zum doktor.” sie drückt auf den knopf um auszusteigen. ich lasse sie aufstehen u sage “kopf hoch u versprechen sie mir, dass sie gleich morgen früh hin gehen! es wird wieder gut, kein tag kommt zweimal.”
“ja, u danke noch einmal” und sie steigt aus.